beats & pieces – All in

Vor mehreren Wochen, tatsächlich handelt es sich bereits um mehrere Monate, wurde ich gebeten, eine kurze Kritik zur britischen Big Band beats & pieces zu schreiben. Jetzt endlich fließen die Worte in über die Tastatur und ich löste mein Versprechen mit arger Verspätung schließlich doch ein.

Die Big Band beats & pieces ist keine klassische Big Band, das muss gleich zu Beginn erwähnt werden, sondern eine 14-köpfige Band, die seit 2008 unter dem Namen konzertiert. Die Musiker studierten in Manchester und werden seit dem vom Komponisten Ben Cottrell musikalisch geleitet. Dieser fungiert zugleich als Arrangeur und Komponist der meisten Stücke im Repertoire von beats & pieces. Die Band selbst lokalisiert ihre musikalischen Einflüsse irgendwo zwischen Björk und Radiohead sowie Duke Ellington und Gil Evans.

beats & pieces big band

Das Ergebnis ist, zumindest im Fall des Albums „All in“ (2015) feinster moderner Jazz in großer Besetzung, den die beats & pieces Big Band ans Ohr des geneigten Hörers bringt.
Das Album lässt sich hier hören und gern auch bestellen: http://music.beatsnpieces.net/album/all-in

Beim Hören fallen sofort die fast immer stimmigen, abwechslungsreichen Arrangements auf, die noch lebendiger gemacht werden durch wirklich interessante Solisten. Hier finden sich tatsächlich Soli jenseits von pflichtbewusstem 16- oder 32-taktigem Up Tempo Rennen durch verschiedene Skalen. Ein besonderes Lob gibt es auch für die ausgewogenen Arrangements! Moderne Jazz-Klangwelten, so im Track „Pop“ erinnern an Kenny Wheelers „music for large & small ensembles„, leider 2014 verstorben, und in der Intensität und Power an die französische Big Band „electro deluxe“.

Beats & Pieces

Im Track „Hendo“ schließlich werden bei mir Erinnerungen an Weather Report wach und die „pieces“ innerhalb der Band dienen zu fast jedem Zeitpunkt dem Gesamtsound und passen sich so perfekt ein. Live erlebt ist die beats & pieces Big Band sicher ein besonderer Genuss, der mit leider bisher verwehrt blieb, weshalb ich aber dennoch auf den nächsten Konzerttermin außerhalb Großbritanniens beim North Sea Jazz Festival in Rotterdam (Niederlande) am 10. Juli hinweisen möchte.

Zuletzt sei hier noch ein YouTube Video empfohlen, das per GoPros auf den Köpfen der Musiker gefilmt wurde: https://www.youtube.com/watch?v=Y3iR616fUeE

Dave Frank–eine Entdeckung

 

Wer sich mit Jazzklavier beschäftigt kommt an vielen großen Namen nicht vorbei.
Oscar Peterson, Bill Evans, Ahmed Jamal, Thelonius Monk, Keith Jarrett, Chick Corea, Herbie Hancock, Brad Mehldau, Bud Powell,  Esbjörn Svenson, McCoy Tyner, Lennie Tristano oder Joe Zawinul.

dave frank schwarz weiß lächeln

Dave Frank hingegen ist nicht jedem ein Begriff und der New Yorker Pianist soll deshalb hier vorgestellt werden. Auf Dave bin ich durch seine sehr informativen Youtube Videos gestoßen, die sich vor allem mit Solo Piano beschäftigen.

Hier zwei sehr interessante Beispiele:

1. 15 stylistic elements for the advanced Jazz Pianist

2. walking bass clinic

Neben diesen sehr empfehlenswerten Videos gibt es zahlreiche Masterclasses zu verschiedenen Größen des Jazzpianos und stilistischen Besonderheiten.
Die Produktion dieser Videos kommt nicht von ungefähr, Dave Frank selbst hatte unter anderem Unterricht beim legendären Lennie Tristano. Zudem ist Dave Frank einer der Gründer der New York School of Jazz. Heute leitet er die Dave Frank School of Jazz im Herzen von Manhatten und bietet noch immer Unterricht, Workshops und Masterclasses an. Zwischen 1987 und 2004 arbeitete er außerdem auch am Berklee College of Music in Boston.

dave frank masterclass

Seit 1994 ist Dave Frank als weltweit unterwegs. Er gab Masterclasses in vielen europäischen Ländern, Mittelamerika und Afrika. Ebenso zahlreich sind auch seine Konzerte, z.B. beim Winnipeg Jazz Festival 1999, beim Montreux Jazz Festival 2001 und 2003, sowie beim North Sea Jazz Festival 2002.

Dave Frank hat vier Soloaufnahmen veröffentlicht, die allesamt sehr hörenswert sind. Ich persönlich besitze momentan zwei dieser Solopiano Platten: Portrait of New York und Turning it Loose.

turining it loose cover

Turning it Loose beinhaltet wunderbare Interpretationen der Standards A Night in Tunisia und Here’s that Rainy Day, die mir sehr gefallen haben. Dave Frank stellt besonders Night in Tunisia in neuem Licht und sehr abwechslungsreich dar. Als roter Faden, der sich durch alle auf Turning it Loose Aufnahmen zieht, sticht der exzellente Walking Bass heraus. Beim Hören der gesamten Platte wird deutlich, über welch umfangreiches Repertoire Mr. Frank im diesem Bereich verfügt. Also volle Empfehlung, nicht nur für Jazzpianisten, die oft solo unterwegs sind!

portrait of new york cover

Portrait of New York muss ich auch kurz erwähnen. Hier zeigt Dave Frank erneut seine außergewöhnlichen Fähigkeiten der Interpretation packt auch wieder das ganze technische und virtuose Repertoire aus. Besonders die Aufnahmen Full Force New York und Time Square, Eigenkompositionen Franks, spiegeln wunderbar genau die Bilder musikalisch wieder, die jeder sicher bei lesen der Titel im Kopf hat: Das Großstadtgewusel, Übermengen an Verkehr, bunte Lichtspiele an allen Seiten und die unterschiedlichsten Menschen. Er findet aber ebenso ruhige und nachdenkliche Töne, beispielsweise in der Eigenkomposition  Manhattan by Moonlight oder in This nearly was mine von Richard Rodgers. Dort legt er behutsam Klangteppiche aus und kontrastiert diese immer auch mit passenden Farbtupfern, bestehend aus angenehmen und doch interessanten Akkorden, die zum Wohlfühlen anregen.

Dave Frank ist also für mich ganz klar eine besondere Entdeckung. Seine Masterclasses haben mich schon einiges gelehrt und bei seinem nächsten Besuch in Europa werde ich ganz sicher ein Konzert besuchen!

Berlin, 24. April 2014 |

 

Bereits zum zweiten Mal können sich Clubs und Programmreihen ab sofort für den Spielstättenprogrammpreis der Kulturstaatsministerin bewerben. Insgesamt stellt der Deutsche Bundestag auch in diesem Jahr wieder 1 Million Euro zur Verfügung. 2013 wurden über die Hälfte der insgesamt 55 Preise an Jazzclubs und Jazzreihen vergeben. Damit wurden Preisgelder von mehr als 400.000 Euro an diese ausgeschüttet.

 

„Wir freuen uns, dass wir durch eine Senkung der Organisationsmittel eine Erhöhung der Preismittel auf 900.000,- Euro sowie durch zahlreiche Vereinfachungen im Antragsverfahren sinnvolle Verbesserungen beim Preis erreichen konnten“, so Gebhard Ullmann, Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ). Als Bestandteil der Bundeskonferenz Jazz hatten Vertreter der UDJ in den letzten Monaten gemeinsam mit der Initiative Musik und Vertretern der Kulturstaatsministerin an der Weiterentwicklung des Preises gearbeitet. Die Bundeskonferenz Jazz wird nun auch erstmalig als offizieller Kooperationspartner in den Teilnahmebedingungen benannt.

 

Gebhard Ullmann, Vorsitzender der UDJ

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die UDJ wünscht sich nun, dass möglichst viele Clubs und Reihen ihre Bewerbung einreichen. „Ein wichtiges Kriterium des Preises sind dabei richtigerweise weiterhin die Konditionen für auftretende Künstlerinnen und Künstler“, so Ullmann, „ein Aspekt, auf den UDJ-Mitglieder in der Auswahljury auch in diesem Jahr sicherlich besonders achten werden“.

Antragssteller finden alle relevanten Informationen hier: www.initiative-musik.de/spielstaettenprogrammpreis.html

Jazzbob bei HomeEvents

Es gibt einen neuen Trend da draußen: Home Events.

Eine neue, frische Idee für Veranstaltungen im eigenen Heim oder bei anderen Menschen. die Idee ist Folgende:

Jeder kann bei sich ein Home Event starten und die Menschen seiner Wahl dazu einladen. Außerdem wird ein Künstler, Musiker, Autor ect. engagiert, der im Mittelpunkt der Veranstaltung steht oder diese zumindest bereichert. Ich bin dort nun ebenfalls unter „Artists“ verfügbar und hier kann ein kleines Interview mit mir eingesehen werden.

Avishai Cohen

In der letzten Zeit habe ich mich einige Male mit dem Bassisten Avishai Cohen beschäftigt, vielmehr mit seiner Musik. Das Album Gently Disturbed aus dem Jahr 2008 hat es mir besonders angetan. Die rhythmisch höchst interessanten Songs Chutzpan und Pinzin Kinzin haben mich besonders verzaubert. Nach einigen Versuchen habe ich Pinzin Kinzin verinnerlicht und werde es demnächst mit meiner Jazzband umsetzen. Mal schauen, was dabei herauskommt! Hier auf jeden Fall beide Titel zum anhören:

Chutzpan:
https://www.youtube.com/watch?v=YcW2c_ovxaw

Pinzin Kinzin:
https://www.youtube.com/watch?v=pONKdyS-Bhs

Wer sich weitergehend für die Musik interessiert, dem sei zudem dieser Aufsatz empfohlen:

http://ro.ecu.edu.au/cgi/viewcontent.cgi?article=1022&context=theses_hons

Der Autor untersucht darin gezielt einige Besonderheiten der Musik und liefert zudem einiges an interessantem Notenmaterial.

Bild

(Quelle: http://avishaicohen.com/gallery/avishai-cohen-with-strings-3/)